Unter dem Begriff „Dekompression“ im Rahmen eines wirbelsäulenchirurgischen operativen Eingriffs, versteht man die Entlastung von Nervenstrukturen, die aufgrund verschiedener möglicher Ursachen eingeengt sind.

Eine Dekompression findet z.B. statt bei der Nukleotomie, bei der Bandscheibenmaterial, das auf Rückenmark oder Spinalnerv drückt entfernt wird.

Im engeren Sinne ist die Dekompression eine eigenständige Operation, bei der z.B. eine Spinalkanalstenose (Einengung des Rückenmarkskanals) operativ durch Entfernung der einengenden Strukturen behandelt wird.

Symptome


Die Spinalkanalstenose äußert sich zunächst in Beschwerden, die auch bei anderen Erkrankungen an der Wirbelsäule auftreten: Muskelverspannungen, Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in die Beine, Bewegungseinschränkungen der Lendenwirbelsäule, Missempfindungen und Schwächegefühl in den Beinen, manchmal Probleme beim Stuhlgang und Wasserlassen.

Bei fortgeschrittener Stenose des Spinalkanals wird die Symptomatik klarer:

Zentrale Spinalkanalstenose der Halswirbelsäule
Bildquelle: Wirbelsäulenzentrum Fulda|Main|Kinzig

Zentrale und laterale Spinalkanalstenose durch Hypertrophie (Verdickung) der Facettengelenke.
Wenn hier eine Dekompression vorgenommen wird, ist es notwendig, die Facettengelenke ein- oder beidseitig zu entfernen.
Dies führt zu einer Destabilisierung der Wirbelsäule und muss entweder durch eine Versteifung oder eine Dynamische Stabilisierung restabilisiert werden.

Hauptsymptom der Spinalkanalstenose ist die sogenannte „Claudicatio intermittens spinalis“, im Volksmund auch Schaufensterkrankheit genannt. Der eingeengte Spinalkanal der Lendenwirbelsäule führt durch Druck auf Rückenmark und Spinalnerv zu zunehmenden Beinschmerzen beim Gehen, die rückläufig sind wenn man eine Pause einlegt, sich votbeugt oder hinsetzt. Dies führt zu regelmäßig notwendigen schmerzbedingten Pausen, z.B. an Schaufenstern. bei Fortschreiten der Spinalkanalstenose verkürzt sich die Gehstrecke bis zum Eintritt der schmerzbedingten Pause zunehmend.

Diagnose


Die (klinische) Diagnose wird durch ein MRT (Kernspin-Tomographie) final bestätigt.

Therapie


Laminektomie Entfernung des hinteren Wirbelbogens, um Raum für Dura (blau) und Rückenmark (gelb) zu schaffen

zunächst kann eine Spinalkanalstenose konservativ behandelt werden. (Physiotherapie, Medikamente, Injektionstherapien und Anwendungen wie Akupunktur, Kinesio-Taping, Magnetfeldtherapie oder Osteopathie)

Sollte durch eine konservative Behandlung die Schmerzsymptomatik nicht ausreichend beherrschbar sein, bei Myelopathiezeichen (zeichen für eine irreversible Schädigung der Nervenstrukturen) und bei neurologischen Ausfallerscheinungen ist eine operative Behandlung der Spinalkanalstenose angezeigt.

Unter Stabilitätserhaltender Dekompression versteht man eine mikrochirurgische Entfernung der stenotischen Komponenten. Die Wirbelsäule wird hierbei nicht destabilisiert und muss zusätzlich nicht stabilisiert werden.

Bei größeren Einengungen der Wirbelsäule ist oft eine Entfernung von stabilisierenden Strukturen nicht zu umgehen. Wenn z.B. die kleinen Wirbelgelenke einseitig entfernt werden müssen, wird die Wirbelsäule soweit destabilisiert, dass eine Stabilisierung durch eine Versteifungsoperation (Fusion) oder durch eine Dynamische Stabilisierung oft nicht zu umgehen ist.

Laminektomie: Als Laminektomie wird die Entfernung des hinteren Wirbelbogens bezichnet. Dabei wird der Wirbelbogen mit dem Dornfortsatz eines oder mehrerer Wirbel entfernt, um Platz für eine Rückenmarks- oder Bandscheibenoperation zu gewinnen oder aber um einen zu hohen Druck, zum Beispiel auf Grund eines Tumors im Wirbelkanal, oder einer Spinalkanalstenose entlasten zu können.

Da es durch diese Operation zu Instabilitätserscheinungen im Bereich der Wirbelsäule, insbesondere Luxationen kommen kann, wird der Eingriff meist in Zusammenhang mit einer Spondylodese (Fusion) vorgenommen. Häufig wird auch eine Hemilaminektomie durchgeführt. Dabei wird lediglich eine Hälfte des Wirbelbogens entfernt.

An der Halswirbelsäule liegt oftmals die Hauptursache der Spinalkanalstenose in der Bandscheibe. Nach Entfernung der Bandscheibe wird hierbei meistens ein sogenannter Cage aus PEEK (Kuststoff) oder Titan als Abstandshalter im Bandscheibenfach implantiert.

Bei jüngeren Patienten und wenn keine Strukturen der hinteren Säule betroffen sind kann auch der Einsatz einer Bandscheibenprothese erwogen werden.

Der Vorteil der Bandscheibenprothese liegt in Erhalt der segmentalen Beweglichkeit. Man erhofft sich vom Erhalt der Beweglichkeit eine Verringerung des als Anschlusssegmentdegeneration bezeichneten beschleunigten Verschleiß der an die Fusion benachbarten Bewegungssegmente.

Eine alternative Therapie bei einer milden bis mittelgradigen Spinalkanalstenose kann ein sogenannter interspinöser Spreizer implantiert werden (–> siehe Produktinformationen)