Noch Ende des 20. Jahrhunderts war die Versteifungsoperation der Goldstandard bei der Behandlung von Instabilitäten der Wirbelsäule. Seit einigen Jahren jedoch versucht man bestimmte Krankheitsbilder im Rahmen der Wirbelsäulendegeneration bewegungserhaltend zu operieren. Zu den bewegungserhaltenden Operationsverfahren zählen z. B. die Implantation eines interspinösen Spreizimplantates bei Spinalkanalstenose, die Bandscheibenprothese bei isolierter Degeneration der Bandscheibe oder die sog. Dorsal-dynamische Stabilisierung oder dynamische Instrumentierung.

Bei der Spondylodese (Versteifungsoperation, Fusion) von degenerativen Instabilitäten werden zwei oder mehrere benachbarte Wirbel nach Wiederherstellung einer bestmöglichen Lage zueinander (Reposition), knöchern miteinander verschmolzen. Ziel ist es, nervenschädigende Bewegungen zu eliminieren, komprimierte Nervenstrukturen zu entlasten und einen optimalen Schutz und Raum von Rückenmark und Nervenwurzeln zu gewährleisten.

Dynamische Instrumentierungen


Die dorsal-dynamische Instrumentierung kann bei bestimmten Krankheitsbildern eine Alternative zur Fusion darstellen, bei schweren Instabilitäten ist oftmals eine Spondylodese unumgänglich.

Die dorsal dynamische Instrumentierung limitiert Überbeweglichkeiten, sie stabilisiert das degenerative Bewegungssegment, entlastet die Bandscheibe und arthrotische Facettengelenke ohne die Beweglichkeit des Segmentes ganz aufzuheben. Des Weiteren kann man mittels dynamischer Instrumentierung Instabilitäten restabilisieren, die durch eine umfangreiche knöcherne Dekompression (Laminektomie) hervorgerufen wurden.

Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass man mittels dynamischer Stabilisierung auch positive Effekte auf die Degeneration der Bandscheiben haben kann, indem man diese durch die Instrumentierung entlastet. Eine der wichtigsten Komplikationen einer Spondylodese stellt nach Versteifung eines oder mehrerer Segmente die vergrößerte Beweglichkeit des nicht-operierten Nachbarsegmentes dar, die zu einer Beschleunigung der Degeneration in diesem Segment führt. Das Risiko einer Anschlussinstabilität soll durch eine dynamische Stabilisierung erheblich verringert werden.

Dynamische Stabilisierungen sind entweder in einem Segment (monosegmental) oder kombiniert mit der Spondylodese in einem oder mehreren Segmenten plus dynamischer Stabilisierung im nächst-höheren Segment möglich. Bei der kombinierten Fusion und dynamischen Stabilisierung spricht man von einer Hybrid-Stabilisierung.

Für die dorsal dynamische Instrumentierung stehen verschiedene Strategien zur Verfügung. So kann beispielsweise durch den einsatz eines beweglichen Titanstabes in einem Segment stabilisiert werden, eine andere Möglichkeit ist der Einsatz eines elastischen PEEK Stabes (PEEK = Poly Ether Ether Keton, Kunststoff), wo auch über mehrere segmente dynamisch Stabilisiert werdsen kann.

Terminologie


Dynamische Stabilisierung: Der Begriff dynamische Stabilisierung leitet sich ab aus der Abgrenzung zur Versteifungsoperation (Spondylodese,Fusion) bei der zwei oder mehrere benachbarte Wirbel miteinender knöchern verschmelzt bzw. fusioniert werden. Meistens wird dies durch Implantation einer Stab-Schrauben-Konstruktion, den sog. Pedikelschraubensystemen erreicht. Bei der dynamischen Stabilisierung werden auf Basis eines Pedikelschraubensystems ein oder mehrere Wirbel stabilisiert, wobei die Beweglichkeit im obersten Segment einschränkend erhalten bleibt.

Dorsal kommt vom lateinischen Wort Dorsum, der Rücken, und wird im medizinischen Fachjargon für rückenwärts / hinten verwendet. Dies in erster Linie in Abgrenzung zu „vorderen“ bewegungserhaltenden Behandlungsmethoden, wie z.B. der Bandscheibenprothese.

Non-Fusion: Wenn Sie sich schon etwas mehr über Wirbelsäulenoperationen Informiert haben, sind Sie sicher schon auf den begriff „Non-Fusion“ gestoßen. Non-Fusion stellt den Oberbegriff für die bewegungserhaltenden Wirbelsäulenoperationen unter Einsatz von Implantaten dar.